Umbau meines 16V zum 1,8T

Weiterführend zum Ursprungsthread meines 16V (bitte vorher lesen, falls noch nicht geschehen)
http://www.vwcorrado.de/forum/showthread.php?t=114721

möchte ich nun hier dokumentieren, wie es seither weiterging.

Nach mittlerweilen 16 Jahren Corrado 16V wurde mir die Leistung des Motors, auch aufgrund des Automatikgetriebes einfach zu wenig. Wobei es mir weniger um die Maximalleistung und hohe Endgeschwindigkeit geht, sondern vielmehr am fahren mit guter Beschleunigungskraft und Durchzug aus niedrigen Drehzahlen. Anfangs spielte ich mit dem Gedanken, deshalb auf VR6 umzubauen, aber den Motor gibts ja eh Serie im Corrado, deshalb hab ich dann gleich einen VR6 gekauft
Dieser ist ja bereits durch diesen Thread bekannt:

http://www.vwcorrado.de/forum/showthread.php?t=124905

Nun waren da 2 Corrados, und der 16V für mich fahrtechnisch noch unattraktiver geworden. Was tun? verkaufen... nein, dafür hab ich ihn zu lange, so wurde ich am Wörthersee 2010 zum 1,8t Umbau inspiriert.
Wieder vom See zurück begann die Planung und suche eines geeigneten Spenders (1,8t mit Automatik ist recht selten), welchen ich dann hiermit am anderen Ende der Republik gefunden habe:

http://www.vwcorrado.de/forum/showthread.php?t=128938

Aber was sind die Ziele des Umbaus? auf jeden Fall nicht das, was die meisten bei einem Umbau verfolgen, nämlich kompromisslos Leistung.
Meine Ziele sind diese:
1. Uneingeschränkter Erhalt aller vorhandener Ausstattungsdetails wie MFA, Tempomat, Klima und Automatikgetriebe. Gerade bei der Klima wird das schwierig, da doch massive Platzprobleme entstehen, deshalb wird ja bei den meisten "anderen" 1,8t Umbauten gerne darauf verzichtet. Auch ist mir bisher noch kein Umbau mit Automatikgetriebe bekannt.
2. Deutlich modernere Technik bei Motor, Einspritzsystem, Automatikgetriebe und ABS/EDS (MK20i)
3. Volle Diagnosefähigkeit der 3 Steuergeräte: Motor, Getriebe und ABS/EDS (vernetzt über CAN).
4. Erhalt einer möglichst weitgehend originalen Optik, Außen, im Innenraum wie auch im Motorraum und Unterboden; der Umbau soll nicht direkt als solcher erkennbar sein, OEM Optik.
5. Deutlich bessere Fahrleistungen bei der Beschleunigung, trotzdem geringerer Verbrauch gegenüber dem alten Motor. Angestrebt ca 190-200PS, Schadstoffklasse Euro 2 oder besser.
6. Deutlich verbesserte Bremsanlage durch 312x25mm Anlage vorne, 256x22mm Anlage hinten sowie das MK20 ABS mit EDS.
7. leichtgängigere Lenkung durch Einbau einer anderen Servolenkung.
8. Dezente Optische Verbesserungen im Innenraum mit Ganganzeige im Drehzahlmesser, digitale Ladedruckanzeige im Zusatzinstrument sowie einige neue Chrom- und Lederacessoirs.
9. Ein zu 100% TÜV- Konformer Umbau ohne Kompromisse.
10. Zu guter Letzt soll der Umbau komplett selbst durchgeführt werden, um Kosten zu sparen und selbst zu erarbeiten, wie die Systeme aufgebaut sind und funktionieren bzw warum nicht

So, lange ist es her, daß hier zuletzt was geschrieben wurde. Wie gings dann also weiter?
zuerst stand die Schlachtung des A3 im Vordergrund, um die Karosse dann endlich wieder aus der Halle zu haben und den für den Umbau benötigten Platz. So verkaufte ich schnellstmöglich alle nicht benötigten Teile, wodurch sich der Kauf des Audis bereits amortisierte.
Allerdings unterzog ich den Motor, solange er noch lauffähig in der Karosse montiert war, erstmal einem Ölwechsel mitsamt Ölschlammspülung, um dem generellem Ölschlammproblem der 1,8t´s entgegenzuwirken. Das neu eingefüllte Öl samt Systemreiniger sah nach ca 15 Minuten Lauf des Motors wieder Rabenschwarz aus, als ich es abgelassen hatte. Direkt danach demontierte ich die Ölwanne zur Kontrolle:
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Das Ölsieb war immer noch verschmutzt, ich baute es aus und reinigte es gründlichst, bevor die Ölwanne wieder provisorisch angebaut wurde.
So sah der Motor dann direkt nach dem Ausbau aus:
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Der Motor bekam nach dem Ausbau eine gründliche Überholung:
- neuer original- Turbolader, N75 und Schubumluftventil
- neue Ventildeckeldichtung, Zündkerzen, Zahnriemen, Wasserpumpe, Flachriemen samt Spannrolle (vom Mercedes A-Klasse, da gibt es die Rolle einzeln und ist identisch der Originalen, welche es bei Audi nur im Verbund mit dem Spanner gibt)
- Lima neu gelagert und neuer Regler
- Klimakompressor vom Golf 3, 4- Zylinder, passt perfekt
- neues Thermostat
- neue Simmerringe Kurbelwelle
- alle Schläuche der Kurbelgehäuseentlüftung gereinigt, teils ersetzt da spröde
- neue Unterdruckschläuche
- Adapter (Eigenbau) für 2 Öldruckschalter und Öldruckgeber samt neuer Öldruckschalter
- vorderer Motorhalter Golf3 Automatik 4- Zylinder
- kpl. Automatikgetriebe Öl- und Filterwechsel
- kpl. Reinigung, Entrostung und Lackierung
und sonst noch paar Kleinigkeiten
So sah der Motor dann komplett überholt, vormontiert und quasi einbaufertig aus:
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Dann ging es daran, den 16V Corrado auf den neuen Motor vorzubereiten, zuerst also die Demontage der alten Maschine:
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Das originale Lenkgetriebe, welches mir von Anfang an wegen der schwergängigen Lenkung im 16V ein Dorn im Auge war, tauschte ich durch eines vom 96er Golf3 Variant, welches äußerlich identisch ist (auch ein XTR/TRW), jedoch eine deutlich leichtere Lenkung verspricht. Dieses bekam ich extrem günstig auf Ebay im Neuwertigen Zustand. Um dieses vor der Hitze des Turbos und des Downpipes zu schützen, montierte ich darauf das Hitzeschutzblech vom Golf3 VR6:
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Der Hintere Motorhalter des Corrado 16V passt, mit einer kleinen Nacharbeit, perfekt an den Motorblock des 1,8T. So muß die Achse nicht geändert werden:
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Da die Klimaleitung des 16V serienmäßig ja um den Motorblock Fahrerseitig herumgeführt wird, dies jedoch aufgrund des Turbos in Zukunft nicht mehr möglich ist, mußte diese also auf die Beifahrerseite verlegt werden. Dies wäre mit einer Klimaleitung vom Corrado VR6 möglich gewesen, da diese jedoch schwer zu bekommen ist, versuchte ich es mit einer Klimaleitung vom Passat 35i, welche perfekt passt und extrem günstig zu bekommen war:
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Bevor der neue Motor nun eingebaut werden konnte, montierte ich noch das MK20 ABS des Audi A3 im Verbindung mit Bremskraftverstärker und Halter vom Seat Toledo Modell 98, passt plug&play im Corrado. Nur die 4 Bremsleitungen (der Corrado hatte ja vorher nur 3) mußten neu verlegt werden. Außerdem montierte ich auch noch die Dämm- und Hitzeschutzmatte des A3 an der Spritzwand, was auch mit leichten Anpassungen prima funktionierte. So ist der Schutz vor der Hitze des Turboladers genauso gut, wie im Serien- A3.
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Bei der Gelegenheit habe ich nun auch noch den Motorraum gereinigt, trotz der Pflege der letzten Jahre fand sich doch einiges an Dreck, Wachs etc.
Dann war es an der Zeit, den neuen Motor zu verbauen:
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Dies ging relativ problemlos, und schon hing er hinten in den beiden Serienmäßigen Motorlagern, und vorne im VR6 Motorlager samt passendem Querträger, was eine deutlich höhere Steifigkeit aufweist als das bisherige Hydrolager:
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Der bisherige Auspuff wurde ebenso komplett entfernt, da dieser aufgrund des Staudrucks nur bedingt turbotauglich gewesen wäre. Also fiel die Entscheidung auf eine Friedrich Edelstahl- Anlage (Rennsport, ohne ABE) mit dezentem 76er Endrohr, welche um einen FOX- Vorschalldämpfer von mir ergänzt wurde. In Absprache mit dem TÜV- Prüfer sind diese 2 Schalldämpfer dann für den Turbomotor ausreichend, denn der erste "Schalldämpfer" ist ja der Turbolader selbst. Das Downpipe durchgängig in 63,5mm mit 200er Metallkat fertigte ich selbst an, dazu aber später mehr.
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Nun ging es erstmal daran, ein Konzept für die Motor- und Getriebeelektronik zu finden, denn beim Umbau mit Automatik hat man ja noch ein zweites Steuergerät für das Getriebe, welches den Kabelbaum deutlich aufwendiger macht. Um möglichst wenige Kabel verlängern zu müssen (es gibt ja an beiden Steuergeräten unzählige Abgeschirmte Kabel für Sensoren, die man nur schwierig verlängern kann, bzw dann kpl. ausgetauscht werden müssten. So kam ich auf die, im nachhinein goldrichtige Idee, das Getriebesteuergerät anstelle des bisherigen Motorsteuergeräts im Wasserkasten zu montieren, so passten alle Kabellängen perfekt:
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Nun fehlte jedoch der Platz fürs Motorsteuergerät, und auch in dessen Kabelbaum sind einige Kabel nur schwer zu verlängern. Durch den Umbau auf das MK20 ABS, welches ja kein externes Steuergerät besitzt, wurde der Platz des alten MK02 Steuergeräts im Fußraum links frei. Nach aufdröseln des kombinierten Motor- und Getriebekabelbaums des 1,8t konnten die Kabel fürs Motorsteuergerät leicht in Richtung Innenraum-Zentralelektrik verzogen werden, und der freigewordene Platz für das Motorsteuergerät im Innenraum verwendet werden. Die Kabellänge passte so perfekt, ohne irgendwelche Basteleien. So fertigte ich auch gleich 2 Blechhalter an, welche das Motorsteuergerät an der ungewohnten Position befestigen.
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So, und weiter gehts, das Konzept der Elektrik stand nun fest, war jedoch bei weitem noch nicht fertig. Dazu später aber mehr, denn zwischenzeitlich habe ich mich weiter den mechanischen Dingen gewidmet, um im Motorraum voranzukommen.
So entschied ich mich, aus Platzgründen wegen der Klimaanlage, sowie um das Ladeluftsystem möglichst kurz zu halten, für ein wassergekühltes Ladeluftsystem. Auf "Verdacht" kaufte ich einen von dem Maßen her hoffentlich passenden Wasser- LLK, um mir eine teure Sonderanfertigung sparen zu können. Dieser sollte an die Stelle, wo beim Corrado normalerweise der Luftfilterkasten sitzt, montiert werden. Bei der "Anprobe" stellte sich dies wieder mal als Glücksgriff heraus, er hätte in keiner Richtung auch nur einen Zentimeter größer sein dürfen
Somit konnte ich nun das Ladeluftrohr vom Turbo bis zum LLK anfertigen. Als Material dafür verwendete ich zu 100% das originale Ladeluftrohr, welches ich mehrfach zersägte, in neuer Form verschweiste und zur besseren Beweglichkeit zweiteilte und mittels Silikon- Verbinder flexibel verband, um die Bewegungen des Motors ausgleichen zu können.

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Die fertig geschweisten Rohre habe ich dann sauber verschliffen (innen und außen), sandgestrahlt, auf Dichtheit geprüft und zum Schluß Silbern beschichtet. Hier nun zum ersten mal zusammengebaut mit dem noch unbeschichteten Ladeluftkühler, der danach Mattschwarz im OEM- Look beschichtet wurde.

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Zwischenzeitlich bekam ich per Post meine digitale Ladedruckanzeige, welche ich in das originale Zusatzinstrument integrierte. Dazu mußte ich dieses erstmal komplett zerlegen und auch die Zeiger und Skala abmachen. Der Lichtleiter hinter der Skala erhielt mittels Laubsäge einen passenden Ausschnitt für das LCD- Modul.

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Die heikelste Arbeit dabei war, in die Skalenplatte den benötigten Ausschnitt auszuarbeiten, aussägen kam nicht in Frage, da die Kanten so nicht perfekt geworden wären. So entschied ich mich, den Ausschnitt mittels scharfem Teppichmesser vorsichtig herauszuschneiden, wobei ein Lineal dabei als Führung diente. Dies klappte zum Glück wunderbar, nur die weiße Schnittkante (die Skala ist ja nur schwarz bedruckt) störte das Erscheinungsbild. Dies war aber auch mittels eines schwarzen "Edding" Stifts schnell Vergangenheit und ich hatte ein optisch wirklich schönes Ergebnis. Beim Zusammenbau habe ich das Modul nur noch mittels 2 Klebepunkten am Lichtleiter fixiert und die Zuleitung oben herausgeführt, welche dann noch an die separate Elektronikbox mit dem Mapsensor führt. Schön ist auch die grüne LED Beleuchtung des Moduls, passt sich so recht harmonisch der Gesamtoptik an.

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Nun nochmal ein kurzer "Ausflug" zum MK20 ABS. Der originale Bremsflüssigkeitsbehälter kam dem Ansaugluftschlauch des Turboladers sehr nahe, weshalb ich mir einen kleineren Behälter vom Polo neu besorgte. Dieser passt zwar perfekt an den Hauptbremszylinder, kollidiert aber mit dem Motor der ABS- Pumpe. Mittels Heißluftfön habe ich dem Behälter an der Kollisionsstelle leicht nach innen verformt, so daß auch dieser verbaut werden konnte.

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Sooo, 11 problemlose Jahre nach dem Umbau und ca. 70.000 gefahrenen Kilometern hab ich den Wagen dieses Jahr nach 21 Jahren in meinem Besitz verkauft.

Er brachte noch genau 12.000 Euro und ging innerhalb einer Woche weg.

Auch meine komplette Teilesammlung hab ich auf einmal an einen Wiederverkäufer aus Österreich verkauft, der alles selbst abholte.

Somit ist das Thema "Corrado" nach insgesamt 28 Jahren und 4 Corrados für mich Geschichte.

Vielen Dank für eure Beiträge.

Naja hauptsächlich war es die Gesundheit, die mich zu diesem Schritt geführt hat.

Aber irgendwie war, seitdem ich vor 4 Jahren den 7er Golf GTI gekauft hatte da auch schon die "luft raus"

Und dann ist unsere Nürnberger Corrado- Truppe immer weniger geworden, ich war der vorletzte, nun hat nur noch "golfer" einen Corrado.

Also, Entzugserscheinungen hab ich keine, es wird definitiv auch keinen Rückfall geben.

Zu vererben ging leider auch nicht, hab keine Nachkommen die an dem Thema interessiert sind.

Wenn überhaupt werde ich mir noch einen Golf 1 zulegen, back to the roots sozusagen.

Dem Forum hier bleibe ich jedoch, zumindest sporadisch erhalten.

Gruß

Jürgen

Zitat

Lass mich raten: Das war der Richard. Der kauft alles was ne Corradoteilenummer hat.

Nö, leider falsch...den kenne ich ehrlich gesagt gar nicht