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ZitatAlles anzeigenWie Bosch das Spritsparen revolutioniert
Eine neue Technik soll helfen, dass das Auto zehn Prozent Kraftstoff spart. Nach Einführung der Start-Stopp-Automatik wird sich jeder Fahrer wohl an ein neues, ungutes Gefühl gewöhnen müssen. Von Hanne Lübbehüsen
Geht bei voller Fahrt der Motor aus, befürchtet der Autofahrer bisher das Schlimmste. Künftig freut er sich über die Kraftstoffersparnis: Bosch hat ein System entwickelt, das den Verbrennungsmotor während der Fahrt abschaltet, sobald das Fahrzeug durch bloßes Rollen seine Geschwindigkeit halten kann.
Tippt der Fahrer Gas oder Bremse an, startet der Motor wieder. Zehn Prozent weniger Sprit soll die neue Art des Segelns verbrauchen. Innerhalb der kommenden zwei Jahre könnte das System in Serie gehen.
Dabei kombiniert der Zulieferer zwei Spritspar-Techniken, die heute bereits eingesetzt werden: das Start-Stopp-System mit der Idee des Segelns. Ersteres schaltet den Motor aus – früher nur bei Fahrzeugstillstand, bei aktuellen Modellen bereits während des Ausrollens, zum Beispiel vor einer roten Ampel. Beim Segeln hingegen schaltet das Getriebe selbstständig in den Leerlauf, sobald der Fahrer vom Gas geht. Porsche zum Beispiel verwendet das System im 911 Turbo oder Mercedes in der neuen E-Klasse.
Der Motor läuft aber weiter und verbraucht Kraftstoff. Die nun von Bosch entwickelte Kombination, genannt Start-Stopp-Segeln, stellt den Motor komplett aus, sobald der Fuß nicht auf Gas oder Bremse steht.Verhältnismäßig niedriger Aufwand
Diese Situation soll im normalen Fahrbetrieb durchaus häufig vorkommen: In etwa 30 Prozent der Fahrzeit wird die Motorkraft gar nicht benötigt, haben Tests von Bosch gezeigt. Demnach kann ein Fahrzeug auf rund einem Drittel aller Strecken segeln.
Die Technik kann mit allen Verbrennungsmotoren kombiniert werden, den Aufwand für zusätzliche Komponenten bezeichnet Bosch als vergleichsweise gering – basiert doch die Innovation zu großen Teilen auf einer Erweiterung der Software auf Basis vorhandener Sensorinformationen. Zusätzlich ist der Start-Stopp-Starter für höhere Beanspruchung und einen schnelleren Neustart ausgelegt.
Voraussichtlich innerhalb der nächsten zwei Jahre werde das System, das mit Diesel-, Benzin- oder beispielsweise auch Erdgasmotoren kombiniert werden könne, auf den Markt kommen, sagte ein Sprecher. Derzeit sei man mit einer Vielzahl von Autoherstellern im Gespräch. Beim Endpreis eines Autos werde sich das System zum Start-Stopp-Segeln je nach technischem Aufwand ab rund 500 Euro bemerkbar machen.
Wichtig dabei: Funktionen wie Lenkunterstützung oder Bremskraftverstärker bleiben erhalten, auch wenn der Motor ausgeht. Durch eine weitere Bosch-Entwicklung – die E-Clutch, eine elektronische Kupplung – soll die neue Segelfunktion auch bei Fahrzeugen mit Handschaltung einsetzbar sein. Start-Stopp-Segeln werde bald genauso normal werden wie die Klimaanlage, sagt Bosch-Geschäftsführer Rolf Bulander.